Lesen bis in den Morgengrauen

Die junge Freiwillige Luzie Turwitt war Ende Januar zusammen mit anderen ehrenamtlichen Helfern aus dem Kulturzentrum ‘Casa de los Tres Mundos’ bei der zweiten Lesenacht in der Kinderleseecke ‘Rincón de Cuentos’. Ein unvergessliches Ereignis, wie ihr Bericht zeigt!

Letzten Donnerstag fand die zweite Lesenacht im ‘Rincón’ im Dorf Los Ángeles/Malacatoya statt. Ursprünglich war es die Idee von meinem Mitfreiwilligen Daniel, jedoch konnten wir bei der ersten Noche de la lectura leider nicht teilnehmen. Somit war diese für uns Freiwilligen, Daniel, Magdalena und mich, die erste Lesenacht, die wir mitgestalten durften. Es fing alles etwas chaotisch an, weil es nie ganz sicher ist, um wie viel Uhr die Busse fahren und die Absprache mit der Projektleitung Milagros López nicht immer ganz einfach ist. Insgesamt hat dann aber doch alles geklappt und wir waren froh, dass alles so stattfand, wie wir es eine Woche vorher besprochen hatten.

Von den  18 Kindern, die mit dünnen Matratzen, Decken, Kissen und Moskitonetzen vor dem Rincón auf uns warteten, wurden wir fröhlich empfangen und direkt in diverse Spiele mit eingebunden. Milagros schloss das Tor auf und jeder suchte sich seinen Platz zum Schlafen. Weil wir aus Granada keine Möglichkeit hatten, Matratzen mitzubringen, waren wir gespannt, wo wir die Nacht verbringen würden, aber dazu später mehr.

Alle Kinder, die zwischen 5 und 14 Jahre alt sind, waren ganz aufgeregt und sprangen und tanzten durch den ganzen ‘Rincón’ wie kleine Frösche. Ich denke, dass es für sie nicht nur etwas Besonderes war, dass sie nicht zu Hause schliefen, sondern auch, dass wir dabei waren und ich die Kamera bei mir hatte. Jeder wollte einmal fotografiert werden und für einen kleinen Augenblick im Mittelpunkt stehen, oder ein Foto mit seinem besten Freund/seiner besten Freundin machen. Milagros ließ uns das Ruder in die Hand nehmen und wir spielten verschiedene Spiele mit den Kids, es hat super viel Spaß gemacht und man konnte die Freude jedes Einzelnen im ganzen Raum spüren und sehen.

Nach dem Spielen gab es eine Leserunde, jeder durfte sich sein Lieblingsbuch schnappen und alleine oder gemeinsam in kleinen Runden lesen. Da Daniel seine Gitarre dabei hatte, folgte nach der Leserunde ein schöner Singkreis, bei dem drei Mädchen uns zu dem Lied Nicaragua Nicaragüita etwas vortanzten. Danach aßen wir alle gemeinsam nach einem kurzen Gebet zu Abend. Es gab einen grossen Topf Reis mit Fleisch und ein Hafergetränk. Als die Teller weggeräumt wurden, kamen wieder Bücher auf den Tisch und wir lasen abwechselnd im großen Kreis. Einige Kinder waren schon sehr müde und so richteten wir die Schlafplätze ein. Es wurden Tische senkrecht aufgestellt, um die Moskitonetze aufhängen zu können. Ich merke hier immer wieder, dass man hier mit Improvisation und Kreativität für jede Situation eine Lösung findet. Die Kinder rückten alle etwas näher zusammen und Magdalena, Daniel und ich schliefen bei ihnen mit auf den Matratzen. Super süß, wie sie sich darum stritten, wer neben wem liegen durfte. Trotzdem war vor allem bei den Kindern und bei Milagros nicht wirklich an Schlaf zu denken. Sie versuchte, die Kinder mit dem Erzählen von Gedichten etwas zu beruhigen, aber das gelang nur halbwegs. Ich persönlich war dann während der Nacht sehr froh, dass ich meine Oropax dabei hatte ;).  Natürlich waren alle sehr früh wach und so nahmen wir Freiwilligen um halb 7 Uhr den Bus zurück Richtung Granada.

Insgesamt war  die Noche de la lectura ein sehr schönes Erlebnis und ich finde es toll, dass dies sicherlich nicht die letzte war.

Das einzig Negative waren die unendlich vielen Stechmücken dort. Der ‘Rincón’ hat nämlich, wie fast alle Häuser/Hütten in Malacatoya, keine Fenster sondern nur Gitter, da sind das Licht und die vielen Menschen an einem Fleck natürlich ein Paradies fuer die sogenannten Sancuros. Man versucht sich mit langen Anziehsachen,  Spray und wedelnden Tuechern zu schützen, aber das hilft nicht viel. Leider hat es mich wirklich am Schlimmsten getroffen, mein Blut ist wohl sehr süß und am nächsten Tag konnte man 538(!!!) Stiche, hauptsächlich an meinen Beinen, zählen. (Wirklich kein Scherz, Magdalena hat gezählt und ich habe mehrere Tage gelitten!)

Sophie Klinnert Ansprechpartnerin für Presse-Anfragen

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