Maria Mercedes ist 15 Jahre alt und wohnt in einem Viertel am Rande von Granada. Seit etwa einem Jahr nimmt sie an dem Theaterkurs von LOCREO teil. Ihre Schwester war schon vor ihr in dem Kurs und hat sie animiert mitzukommen. Sie erzählt uns von der Theatergruppe und der letzten Aufführung:
“Im letzten Theaterstück war ich eine Straßenverkäuferin. Ich hatte am Anfang ziemlich Lampenfieber, aber wir haben uns in der Gruppe gegenseitig Mut gemacht, und wenn ich nur ans Stück gedacht habe, dann vergisst man die Angst. Was ich gelernt habe? Dass man anderen nichts vormachen soll, sondern Vertrauen in sich selbst haben muss. In der Theatergruppe gibt ́s immer was zum Lachen, und manchmal sind wir auch laut, und der Lehrer ist auch sehr streng, aber das ist ok, das ist sein Job, das ist unfair gegen ihn, wenn wir manchmal zu chaotisch sind. Ich möchte weiter in die Schule gehen und dann studieren, mein Traum ist Ärztin zu werden.“
Paola Guitérrez (14 Jahre alt) spielt ebenfalls Theater. Eine Freundin aus der Nachbarschaft hat sie mitgenommen und ihr hat der LOCREO-Kurs so viel Spaß gemacht, dass sie direkt bei der nächsten Aufführung mitgemacht hat:
„Wir haben ein Stück über Gewalt in der Familie gemacht, was in vielen Familien vorkommt, das ist ein wichtiges Thema. Bei der zweiten Aufführung habe ich dann plötzlich meinen Text vergessen, aber unser Lehrer hatte so kleine Zettel und hat mir einen zugesteckt, da wusste ich wieder weiter – hat niemand gemerkt! Die Kurse waren toll, auch der Lehrer ist super, das war nicht nur Theater, sondern auch Akrobatik, Spiele, Übungen, wie man die Angst verliert, und so.“
Sie hat nicht nur an dem Theaterkurs des Programms LOCREO teilgenommen, sondern auch am Poesieunterricht. „Das war auch ziemlich cool, wir haben den Unterricht nicht in einem Klassenzimmer gemacht, sondern unter einem Baum. Gedichte vor den Klassenkameraden zu präsentieren macht Spaß. Ich habe auch eigene Gedichte geschrieben.“ Leider musste Paola nun mit den Kursen aufhören, da ihre Mutter Unterstützung bei der Arbeit braucht.
In Nicaragua kommt es leider sehr häufig vor, dass Kinder und Jugendliche schon früh die Verantwortung eines Erwachsenen übernehmen und für den Lebensunterhalt sorgen müssen. Deshalb ist das LOCREO-Programm für die Bewohner der Randviertel von Granada umso wichtiger: Hier haben die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Verantwortung für einen Moment abzuschütteln, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen und zu spielen und zu toben wie richtige Kinder.
Die Zeitschrift chrismon – Das evangelische Magazin berichtet übrigens in der aktuellen Zeitschrift über das Kulturzentrum Casa de los Tres Mundos und das Programm LOCREO. Hier finden Sie den Artikel. Viel Spaß beim Lesen.