Wie geht es Euch in der Pandemie? Wie stellt sich die Situation in Nicaragua dar?
[Reyna] Zum Glück geht es uns gut und wir können unserer Arbeit nachgehen. Aber die Pandemie stellt uns natürlich vor große Herausforderungen. Viele Menschen sind mittlerweile nicht mehr so diszipliniert im Umgang mit den Abstands- und Hygieneregeln. Wir müssen öfters daran erinnern, dass die Maske auch die Nase bedecken soll.
[Waleska] Ja, wir achten sehr darauf, dass die Regeln in unserer Musikschule eingehalten werden. Zum Glück haben wir klare Absprachen, sodass die Abläufe bei uns ganz gut funktionieren. Doch die Situation im Land hat sich verschlechtert und die Krankenhäuser füllen sich wieder mit COVID-19-Patient:innen. Vielerorts treffen sich die Menschen wie vor der Pandemie. Die Regierung gibt kaum Informationen preis und nennt nur sehr wenige Fallzahlen. Die unabhängige Organisation Observatorio ciudadano hingegen warnt davor, dass die Pandemie noch längst nicht vorbei ist, und bittet die Bevölkerung, die allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln unbedingt zu befolgen.
Wie sieht Euer neuer Alltag aus?
[Waleska] Reyna und ich kümmern uns seit der Pandemie mehr um unsere Facebook und Instagram-Seiten. Das macht viel Spaß, erfordert aber natürlich auch, dass wir regelmäßig posten, gute Fotos schießen und Videos produzieren. Hier haben wir im Leitungsteam viel hinzugelernt. Für unsere Schüler:innen haben wir viele Lernvideos auf diese Plattformen gestellt. Abgesehen davon haben die Lehrer:innen online-Unterricht angeboten. So haben sich die jungen Musiker:innen nicht von uns abgeschnitten gefühlt, als wir monatelang keinen Präsenzunterricht durchführen konnten.
[Reyna] Seit Januar sind wir wieder in den Barrios, den Vierteln rund um Managua, unterwegs und geben vor Ort Unterricht. Darüber freuen wir uns alle: die Lehrer:innen und natürlich die Kinder. Das war ein großer Sprung, wieder hinaus in die teils abgelegenen Viertel zu fahren. Viele Kinder kamen uns lachend entgegen und konnten es kaum abwarten, endlich wieder in Gemeinschaft zu musizieren. In den Barrios haben wir vorab mit den Verantwortlichen, die uns die Räume zur Verfügung stellen, einen Ablaufplan erstellt, damit alle die Corona-Vorschriften einhalten. Für den Unterricht in der Musikschule haben wir strenge Corona-Regeln aufgestellt, den Stundenplan umorganisiert und die Gruppen und Räumlichkeiten neu verteilt. Am Anfang musste sich alles erst einmal einspielen, aber mit Hilfe der Eltern und Lehrer:innen haben wir uns an die Maßnahmen gewöhnt und die Stimmung ist gut.
Zu welchen positiven Erkenntnissen seid Ihr in der Coronazeit gekommen?
[Reyna] Wir sind längst kein kleines Musikprojekt mehr, sondern wir sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt und kooperieren mit internationalen Musikschulen und -projekten. MelB ist eine Referenz in der gesamten Region Zentralamerika!
[Waleska] Reyna wird von verschiedenen Einrichtungen angesprochen, sei es als Chorleiterin oder als Musikpädagogin. Sie ist „Música“ durch und durch! Wir sind als Team noch stärker geworden und probieren uns wie selbstverständlich in verschiedenen online-Formaten aus. Für uns ist die Coronazeit die Chance gewesen, über uns selbst hinauszuwachsen.