Liebe Freundinnen und Freunde,
wir haben im Vorstand ausführlich darüber diskutiert, wie sich Pan y Arte als Organisation, die fünf bedeutende Bildungsprojekte im Land unterstützt, in der jetzigen politischen Situation verhält. Dabei sind wir zum Schluss gekommen, dass oberste Leitlinie unseres Handelns sein sollte, das Kulturzentrum Casa de los Tres Mundos und die anderen Projekte in ihrer Funktion als Orte der Begegnung und Verständigung zu erhalten und zu stärken. Kinder, Jugendliche und Erwachsene brauchen die Casa als Orientierungspunkt und Ort der Kommunikation. Gerade jetzt ist das notwendiger denn je.
Unser Auftrag ist es, unsere Bildungsarbeit in Nicaragua auch unter schwierigen Bedingungen fortzusetzen. Wann, wenn nicht jetzt, braucht es Angebote, die Menschen stark machen, wie wir es mit unserer kulturellen Bildungsarbeit tun! Es geht jetzt mehr denn je darum, den Menschen in Nicaragua kreative Freiräume zu geben, in denen sie Neues entdecken und zu sich finden können. Die Casa de los Tres Mundos, das Stadtteilprogramm LOCREO, Música en los Barrios, die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek und unser Dorfprojekt Malacatoya sind Vorzeigeprojekte: Die Begegnung mit Kunst und Kultur formt die Menschen und eröffnet ihnen Wege, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und langfristige Lösungen für die Zukunft zu finden. Das ist die Voraussetzung für gesellschaftlichen Wandel.
Wir müssen verhindern, dass die Strukturen unserer Projekte nachhaltig Schaden erleiden. Sie sind dank der Unterstützung vieler Spender:innen und gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen in vielen Jahren kontinuierlicher Arbeit entstanden, und was einmal aufgegeben wurde, das ist dann in absehbarer Zeit nicht mehr herzustellen.
Wir haben außerdem eine Verantwortung für die Menschen, die in unseren Projekten in Nicaragua tätig sind. Die Mitarbeitenden sind es, die unsere in mehr als 25 Jahren mühsam aufgebauten Strukturen tragen. Die Sorge unter ihnen ist groß. In dieser Situation stehen wir ihnen fachlich und menschlich zur Seite. Wir werden sie nicht exponieren.
Verlässlichkeit, Vertrauen, Verantwortung – dafür stehen wir seit fast drei Jahrzehnten. Die Situation in Nicaragua ist augenblicklich sehr komplex, sie ändert sich von Tag zu Tag. Noch ist kein Ende der politischen Krise in Sicht, aber wir sind sicher: Unsere Projekte sind Orte der Kreativität, die den Menschen Halt und Hoffnung geben und ihnen Wege der Versöhnung bieten. Die friedensstiftende Funktion der Kulturprojekte steht im Mittelpunkt unserer Öffentlichkeitsarbeit.
Dr. Daniel Gad, Kulturpolitikforscher und Geschäftsführer des UNESCO-Lehrstuhls in Cultural Policy for the Arts in Development an der Universität Hildesheim, ist Pan y Arte seit Jahren eng verbunden. Ein Schwerpunkt seiner Forschung ist die Wirkung von Kulturarbeit. Die nachfolgenden Zitate von Dr. Daniel Gad unterstreichen unsere Position nachdrücklich:
Durch Kunst und Kultur setzen sich die Menschen mit eigenen Lebensumständen auseinander, ihr Selbstvertrauen wird gestärkt und gleichzeitig die Kritikfähigkeit geschult.
Kunst und Kultur eröffnen mündigen, selbstständigen, neugierigen und kritischen Menschen einen Handlungsraum, der gesellschaftlichen Wandel voranbringen kann.
Kunst und Kultur sind also wesentliche Bestandteile von Demokratie.
Wenn Sie Fragen zur Lage in Nicaragua und unseren Projekten haben, melden Sie sich gerne telefonisch unter 0251 – 488 20 50 bei den Mitarbeiterinnen in der Pan y Arte-Geschäftsstelle.
Es grüßt Sie herzlich,
Ihr Roberto Deimel
Vorsitzender Pan y Arte