Beim Stadtteilprogramm LOCREO („Ich glaube an mich!“) werden die Angebote vom Kulturzentrum Casa de los Tres Mundos quasi per Rucksack in die armen Viertel (Barrios) von Granada gebracht. Denn hier ist Kultur wahrer Luxus – und das wollen die engagierten Lehrer:innen verändern.
Musik verbindet
Den Kindern und Jugendlichen aus zehn umliegenden Barrios steht eine bunte Vielfalt von Kursen zur Verfügung. Theater, Musik, Kunst, Gesang, Tanz, kreatives Schreiben – hier kann jede:r etwas finden und ihre/seine Talente entdecken.
Kimberly*, 19 Jahre, lebt seit Jahren in einem Heim für Mädchen und junge Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben oder davon bedroht waren. Sie kennt LOCREO schon lange. Begeistert erzählt sie:
„Als das Projekt in unser Kinderheim kam, habe ich mit dem Malen angefangen. Ich hatte keine Ahnung, dass ich malen kann. Damals war ich sehr schüchtern und dachte: ‚Ich kann das nicht!‛ Dann kam die Lehrerin Sayonara auf mich zu. Sie hat mir immer Mut gemacht, die Sachen einfach auszuprobieren. Ich bekam viel Spaß am Malen und nach einiger Zeit wurde ich richtig gut!“
Wie Kimberly ergeht es vielen Kindern, die zum ersten Mal mit Kunst und Kultur in Berührung kommen. Sie sind zunächst aufgeregt, verlieren dann ihre Nervosität und wachsen oft über sich selbst hinaus. Kimberly hält mittlerweile bei der Semesterabschlussveranstaltung Präsentationen vor großem Publikum und arbeitet seit kurzem als LOCREO-Freiwillige im Mädchenheim.
Nach dem Malen begann Kimberly, ihre Leidenschaft für die Musik zu entdecken. Erst spielte sie Flöte, heute hat sie Gitarrenunterricht. Ihr Traum ist es, einmal mit ihrem Vater Musik zu machen. „Mein Vater lebt als Gastarbeiter in Panama. Als ich ihn zum Vatertag mit einem Lied auf der Gitarre überraschte und es ihm per Videoanruf vorspielte, war er sehr gerührt. Wir haben ausgemacht, dass wir beide üben und ein Stück gemeinsam spielen werden, wenn er wieder nach Nicaragua zurückkommt.“
*Name zum Schutz des Kindes verändert
Kultur ist bunt
Jeremy, 13 Jahre, besucht den LOCREO-Musikkurs im Zentrum Sor María Romero. Zuerst hat er Flöte gelernt, später mit Posaune weitergemacht. Er sagt mit einem Lachen im Gesicht: „Die Erfahrung im Musikkurs von LOCREO ist echt toll. Felix ist ein super guter Lehrer, denn er hat eine ganz eigene Art, mit uns zu arbeiten. Er ist sehr witzig, immer dynamisch, und es ist nie langweilig. Ich habe viel von ihm gelernt.“
Felix Orozco war früher selbst Schüler bei LOCREO und besuchte Musikkurse. Seit fast zehn Jahren ist er als Musiklehrer in dem beliebten Stadtteilprogramm tätig. Ihn fasziniert es zu sehen, wie sich seine Schüler:innen durch den Kontakt mit Musik und anderen kreativen Angeboten weiterentwickeln. Er berichtet, wie LOCREO wirkt:
„LOCREO verändert die Kinder und Jugendlichen wirklich. Und zwar in ganz harten Fällen: Kinder, die in Gefahr sind, in die Drogenszene abzusacken, die mit einer Pandilla, also einer kriminellen Straßenbande, in Kontakt kommen. Nach einiger Zeit merkst du, dass sie im Kurs einen richtigen Halt haben, dass sie z.B. in der Theatergruppe aktiv sind, und auf andere Gedanken kommen. Sie schreiben dir dann über die sozialen Medien:
‚Danke, Felix, für deinen Rat, danke für die Motivation, du hast immer gesagt, dass ich das schaffe, und jetzt hab´ ich einen tollen Beruf.‛
Ich bin jetzt seit fast 20 Jahren bei LOCREO. In den ersten Jahren kam es mir vor, dass viele Leute aus den Vierteln rund um Granada die Casa als einen „hehren Ort der Kultur“ gesehen haben. Diese Ablehnung konnten wir mit LOCREO aufbrechen. Mit dem bunten Kulturprogramm haben wir Brücken gebaut!"
„Wir nehmen sozusagen die Casa im Rucksack mit in die Vorstädte, an die Peripherie der Stadt, auf die Straße und in abgelegene Gemeinden auf dem Land. Das hat mich seit den Anfängen an LOCREO fasziniert. Es war etwas ganz Neues in Granada!“
LOCREO in Kürze
Stadtteilprogramm LOCREO ("Ich glaube an mich!")
2003: Beginn des Projektes an der Casa de los Tres Mundos
Projektleitung: Johannes Kranz
Koordination: Fátima Mejía
Das Angebot:
Musik-, Theater-, Mal- und Poesiekurse in zehn Zentren in den Außenbezirken (Barrios) Granadas sowie in den umliegenden Dörfern Malacatoya, El Guayabo und im Valle de la Laguna
Aktuelle Zahlen (Stand Ende Dezember 2022):
• Zwischen 260 und 300 Kinder und Jugendliche pro Monat
Facebook:
bit.ly/facebook-locreo
Kunst und Kultur schaffen Orte voller Hoffnung.
In diesem Jahr feiert das Programm LOCREO seinen 20. Geburtstag. In den Kursen lernen Kinder und Jugendliche aus meist schwierigen Verhältnissen, an sich zu glauben und ihre Gefühle auszudrücken. Das ist wichtig für ihre Persönlichkeitsentwicklung und ihr Selbstwertgefühl. Denn wer seine Fähigkeiten kennt, kann sie einsetzen und die Dinge verändern.
Mit Ihrer Spende sichern Sie die wertvollen LOCREO-Angebote für viele junge Menschen in Nicaragua. Helfen Sie, ihr Recht auf kulturelle Bildung zu schützen!
Ihre Spende wirkt nachhaltig. So schaffen Sie Chancen für die Kinder und Jugendlichen in den Randbezirken rund um Granada:
Für den Unterricht werden verschiedene Materialien gebraucht. Jeder Kurs benötigt hierfür rund 35 Euro im Monat.
Die Fahrt in die Außenbezirke nimmt Zeit und Geld in Anspruch! Mit ca. 90 Euro sind die Fahrtkosten der Lehrkräfte für einen Monat gedeckt.
Mit rund 140 Euro sichern Sie für einen Monat das Honorar einer LOCREO-Lehrkraft.