Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek und der Bücherbus 'Bertolt Brecht'Lesen verleiht Flügel

Bücher und Bibliotheken sind in Nicaragua nichts Alltägliches. Wichtiger Lesestoff ist rar und für die meisten Nicaraguaner unerschwinglich. In der Deutsch-Nicaraguanischen Bibliothek in Managua und mit dem Bücherbus Bertolt Brecht kommen junge wie auch ältere Menschen in Kontakt mit Literatur und tauchen ein in die faszinierende Welt der Bücher. Neben der Bücherausleihe stehen kulturelle Veranstaltungen und vielfältige Bildungsangebote auf dem Programm.

Gegründet wurde das Projekt von der verstorbenen Frankfurter Bibliothekarin Elisabeth Zilz. Sie hatte es sich Ende der 1980er-Jahre in den Kopf gesetzt, den Lesehunger der Menschen in Nicaragua zu stillen und sie zu vereinen. Mittlerweile ist die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek in der Hauptstadt Managua mit ihrem Bestand von fast 15.000 Büchern die größte Präsenzbibliothek Nicaraguas. Täglich kommen bis zu 50 Kinder und Jugendliche, lesen oder suchen Informationen für ihre Schulaufgaben oder werden dabei betreut. Das rollende Pendant der Bibliothek, der Bücherbus Bertolt Brecht, bringt wichtigen Lesestoff zu Schulen und Kindergärten auf dem Land und erreicht rund 1500 junge Leser:innen pro Monat. Hier ist die Bevölkerung oft sehr arm und der Bildungsmangel besonders groß. Deshalb ist die Arbeit der Bibliothek und des Bücherbusses unerlässlich und wirkt der Armut entgegen.
 
Längst steht in der Bibliothek nicht mehr nur das Lesen auf dem Programm: Sie hat sich zu einem lebendigen und beliebten Kultur- und Bildungszentrum entwickelt. Die vielfältigen Veranstaltungen vom Kinoabend über Konzert bis zu Workshops ziehen immer mehr interessierte Nicaraguaner:innen an. Die Bibliothek zeigt vor allem eins: Lesen und Schreiben sind die Schlüssel zur Welt: Denn wer liest, verändert sich, wird aktiv, offen und lernt, kritisch zu hinterfragen.

"Wir wünschen uns, dass sich die Kinder in das Lesen verlieben. Denn unser Hauptziel ist es, dass sie Freude am Lesen entwickeln. Die Kinder lieben die Geschichten, die der Bücherbus ihnen bringt. Sie motivieren uns Mitarbeiter:innen und schaffen es, ihre Gefühle und ihre Begeisterung, wenn sie den Bücherbus sehen, auf uns zu übertragen. Das ist sehr erfüllend!"

Arianna Guevara, Mitarbeiterin in der Biblioteca und lange verantwortlich für den Bücherbus

Das Projekt im Überblick

1987: Die Frankfurter Bibliothekarin Elisabeth Zilz bringt den Bücherbus ins Rollen. Wenig später wird die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek gegründet.

PROJEKTLEITUNG 

Markgee García

ANGEBOT

• Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek:
- Haupt- und Kinderlesesaal mit knapp 13.000 Büchern - Hausaufgabenbetreuung, Leseförderung - Veranstaltungsort für Buchpräsentationen, Vorträge, Lesungen, Workshops, Film- und Theatervorführungen, Konzerte
• Bücherbus Bertolt Brecht:
- Ausleihe von Kinder- und Jugendbüchern, Romanen und Sachbüchern sowie Aktivitäten zur Leseförderung

AKTUELLE ZAHLEN

• 10 fest angestellte Mitarbeiter:innen arbeiten in der Bibliothek.
• Pro Monat besuchen durchschnittlich 1.300 junge und ältere Bücherfans aus 8 Schulen den Kinderlesesaal sowie den Hauptlesesaal.
• Insgesamt erreicht der Bücherbus rund 1.500 Kinder pro Monat.
• 17 Schulen und 10 Kindergärten werden regelmäßig mit neuem Lesestoff versorgt. Seit der Krise 2018 erhält der Bücher-bus keine staatliche Genehmigung mehr, um die Gefängnisse anzusteuern.
 

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Website der Biblioteca

 

Downloads

Die Biblioteca/der Bücherbus im Fokus:
noticias no. 85 (PDF)

noticias no. 81 (PDF)

Aktuelle Projektinfos (PDF)

Schwerpunkte

In Nicaragua besitzen die meisten Familien kaum ein Buch, und in der Schule gibt es häufig nur für die Lehrkraft das einzige Exemplar eines Lehrwerks. Genau hier schließt die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek in Managuas Stadtteil Linda Vista eine Lücke! Sie ist für viele Schulkinder aus der Umgebung ein zweites Zuhause, ein Ort der Begegnung mit Geschichten und Erzählungen, eine Wohlfühl- und Wissensoase. Im großzügigen, freundlich gestalteten Lesesaal können sie ungestört recherchieren, ihre Hausaufgaben erledigen oder einfach nur lesen. In der Bibliothek finden die Schüler:innen die nötige Ruhe, um selbständig zu arbeiten, aber auch die Zuwendung und Hilfestellung, die sie brauchen. Die engagierten Mitarbeiter:innen helfen gerne bei der Bewältigung von kniffeligen Fragen.

Nebenan in der "sala infantil", dem bunt bemalten Kinderlesesaal für die jüngsten Bibliotheksbesucher:innen, geht es ein wenig turbulenter zu. Hier stöbern die kleinen Leser:innen nach Lust und Laune in den bunten Kinderbüchern, basteln gemeinsam, singen oder spielen einfach. Manchmal ist es auch mucksmäuschen still, denn dann lauschen alle Kinder der schönen Erzählstimme von Vanessa Cruz, Leiterin des Kinderlesesaals, oder sehen sich gebannt ein kleines Theaterstück an.

In der Bibliothek gehen aber nicht nur Kinder und Jugendliche ein und aus. Im Magazin der Bibliothek werden auch die Erwachsenen fündig: vom Atlas bis zur Zeitschrift ist für jeden und jede etwas dabei. Die Mitglieder des Seniorenlesezirkels CLAM sind ebenfalls häufige Besucher:innen in der Bibliothek. Langeweile ist für sie ein Fremdwort: Ihr Herz schlägt für die Poesie und so organisieren sie viele Veranstaltungen rund um die Welt der Gedichte und Erzählungen. Neuerdings gibt es auch den CLAP, einen Lesekreis für Jugendliche und junge Erwachsene, der sich regelmäßig in der Bibliothek trifft.

Sobald der Bücherbus Bertolt Brecht um die Ecke biegt, laufen die Kinder der rollenden Bibliothek voller Freude entgegen. „Endlich ist der Bücherbus wieder da!“ rufen einige. Der Bücherbus rollt seit mehr als 30 Jahren über staubige Straßen und bringt Lesestoff in die entlegensten Gebiete Nicaraguas. Auf dem Fahrplan stehen 17 Schulen und 10 Kindergärten, die einmal pro Monat angesteuert werden. Dann können sich die Kinder ein Buch ausleihen. Aber jedes Kind darf sich nur ein Buch aussuchen, denn die Nachfrage ist groß! Die kleinen Lesefreunde können sich mit ihrem Buch eine ruhige Ecke suchen und in Ruhe schmökern. Die Verantwortliche für den Bücherbus Arianna Guevara hat aber auch immer ein pädagogisches Programm im Gepäck, das sie mit den Schüler:innen in einer Schulstunde bearbeitet: Mit den Kleinsten geht sie häufig auf "Traumreisen" und mit den Älteren spricht sie über Verantwortung für unsere Umwelt oder andere gesellschaftsrelevante Themen.

Zahlreiche kulturelle Veranstaltungen und neue Bildungsangebote bringen Leben und frischen Wind in die Bibliothek. Von Buchpräsentationen, Vorträgen, Lesungen, Workshops, Theater- und Filmvorführungen bis zu Konzerten – das Programm ist bunt und zeigt, wieviel Leben in der Bibliothek steckt. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei! Die Themen orientieren sich am täglichen Leben der Nicaraguaner:innen: Sie betreffen die Umwelt, die Gesundheit oder gesellschaftliche Fragen. In anschließenden Diskussionsrunden kommen die Teilnehmer:innen zu Wort und miteinander ins Gespräch. Auch Sprachkurse und damit interkultureller Austausch stehen auf dem Programm. Neben Englischunterricht wird durch die Freiwilligen aus Deutschland, die in der Bibliothek mitanpacken, auch das Erlernen der deutschen Sprache angeboten.

„Lesen und Schreiben sind die Grundpfeiler einer jeden Kultur. Sie sind Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Bei uns erhalten Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Rüstzeug, um aktiv die Zukunft ihres Landes mitzugestalten.“

Markgee García, Projektleiterin der Biblioteca/Bibliobús

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